Haiger – In der vergangenen Woche besuchten Vertreter der Jungen Union Breitscheid-Haiger den Stützpunkt der Haigerer Kernstadtfeuerwehr.

Begrüßt wurden die Nachwuchspolitiker von Stadtbrandinspektor Andreas Dilauro, seinem Stellvertreter Olaf Gyrnich, dem Haigerer Wehrführer Berthold Kasteleiner sowie vom Ersten Stadtrat Klaus-Peter Albrecht (CDU), der Bürgermeister Mario Schramm vertrat und dem stellvertretenden Ordnungsamtsleiter Timo Dietermann, der im Rathaus für den Bereich Brand- und Katastrophenschutz verantwortlich ist.

Zu Beginn stellte der Stadtbrandinspektor den Unionspolitikern die Feuerwehr Haiger vor: Als flächendeckend größte Feuerwehr im Lahn-Dill-Kreis ist sie für rund 17 km Autobahn der A45, ca. 19.000 Einwohner in Haiger und eine 10.667 Hektar große Fläche zuständig. Dabei zählen die insgesamt 12 Stadtteilwehren 305 Aktive, davon 26 Frauen und 279 Männer. Zu Spitzenzeiten konnte Dilauro sogar 330 aktive Feuerwehrleute zählen. Insgesamt stehen den Haigerer Feuerwehren 39 Einsatzfahrzeuge zur Verfügung, davon 14 in der Kernstadtwehr. Hierzu gehören auch Sonderfahrzeuge wie der Gerätewagen Atemschutz des Lahn-Dill-Kreises sowie zwei sog. Wechselladerfahrzeuge, die mit insgesamt fünf Abrollbehältern, davon ein Gefahrgut-, ein Mulden-, ein weiteren teilausgebauten AB „Schlauch“ und zwei Wasserbehälter mit je 10.000 l Löschwasser ausgerüstet sind. Letztere gehören zum neuen Löschwasserkonzept des Lahn-Dill-Kreises.

Im Anschluss an die aufschlussreiche Präsentation konnten die Fahrzeuge vor Ort bestaunt werden. Dabei wusste Dilauro den Jungpolitiker auch zu berichten, dass die Feuerwehr sich nicht aussucht, welche Fahrzeuge sie vor Ort anschafft: Vielmehr regelt eine Organisationsverordnung des Landes Hessen, welche Fahrzeuge vorzuhalten sind; einzige Ausnahme: Die Mannschaftstransportwagen (MTW) sind eine freiwillige Leistung der Kommune, welche die Stadt Haiger in den vergangenen Jahren jedoch immer zuverlässig für ihre Feuerwehren beschafft hat. Dabei richtet sich die Fahrzeugbeschaffung auch nach den immer umfangreicheren Aufgabenfelder der Feuerwehr: Hierzu zählen neben der Brandbekämpfung mittlerweile auch Einsätze verursacht durch Verkehrs- und Gefahrgutunfälle, Hochwasser und Starkregen, auslaufende Betriebsmittel, Öl und Benzin auf Straßen und Gewässern, die Öffnung von Wohnungstüren, die Tierrettung, Brandmeldeanlagen, Brandsicherheitsdienste bei Veranstaltungen und die Brandschutzerziehung in Schulen und Kindergärten. Hierdurch kamen in 2014 ganze 213 Einsätze zusammen, davon 56 Brände, 57 Technische Hilfeleistungen, 61 Fehlalarme durch Brandmeldeanlagen, 33 Brandsicherheitsdienste und 5 sonstige Einsätze. Dies schlug sich für die ehrenamtlichen Helfer in 7.283 Einsatz- und Übungsstunden nieder, welche, zu einem normalen Handwerkerstundenlohn gerechnet, einen Gegenwert von mehreren Hunderttausend Euro hätten.

Ferner stellten die Feuerwehrleute den interessierten Nachwuchspolitikern auch die Geschichte der Feuerwehr vor: bis 1970 als privatrechtliche Vereine organisiert, gibt es seit 1970 eine Trennung von öffentlich-rechtlicher Feuerwehr und Feuerwehr (förder-) vereinen. Die Vorhaltung von öffentlich-rechtlichen Feuerwehren ist eine Pflichtaufgabe jeder Kommune.
Um die Erfüllung dieser Pflichtaufgabe auch in Zukunft zu gewährleisten betreibt die Haigerer Feuerwehr bereits seit einiger Zeit eine Feuerwehr-AG an der Grundschule Haiger, die auf sehr positive Resonanz stößt: bisher konnten sechs Jungen und Mädchen für die Jugendfeuerwehr geworben werden.
Damit kamen die ehrenamtlichen Helfer aber auch auf ihre Sorgen und Nöte zu sprechen: Sie hielten es für wünschenswert, wenn die Feuerwehr-AG in einer weiterführenden Schule z.B. der Johann-Textor-Schule Haiger ausgebaut und künftig mit einem Zertifikat abgeschlossen werden könnte, welches eine bestandene „Grundausbildung“ darstelle. Insgesamt stellt sich das Ausbildungsprogramm, welches ein Feuerwehrmann zu absolvieren hat, als äußerst umfangreich dar: es müssen zahlreiche Ausbildungen vor Ort wie auch an der Landesfeuerwehrschule in Kassel absolviert werden und jeder Feuerwehrmann muss die geistige und körperliche Eignung mitbringen. Hier bestehen besondere Herausforderungen bei Interessenten mit Behinderungen, die häufig mit einem aktiven Feuerwehrdienst nicht vereinbar seien. Aber auch die Ausbildung der dringend nötigen Atemschutzgeräteträger bereitet Bauchschmerzen: Neben einer bestandenen arbeitsmedizinischen Untersuchung „G26“ alle drei Jahre lasse die allgemeine Fitness in der Bevölkerung und somit auch bei den Feuerwehrinteressenten nach. Dabei müssen Atemschutzgeräteträger nach ihrer Ausbildung spätestens alle 12 Monate durch eine Untersuchung und ein Belastungstraining mit vorgegebenem Ziel ihre Einsatzbereitschaft nachweisen, sonst dürfen sie nicht mehr eingesetzt werden. In Haiger gibt es aktuell 149 Atemschutzgeräteträger, doch Stadtbrandinspektor Andreas Dilauro wünscht sich für die Zukunft die früher bereits erreichte Anzahl von 175, um die Tagesalarmbereitschaft in allen Haigerer Stadtteilen sicherzustellen. Diese erreiche man aktuell v.a. durch ein sog. Rendezvous-System: Bei einem bespielhaften Alarmfall in Dillbrecht rücken neben der Dillbrechter Wehr auch die Kameraden aus Fellerdilln sowie zur Unterstützung, soweit erforderlich, auch Sonderfahrzeuge aus der Kernstadt aus.
Als weiteres Problem wurden die heutigen Arbeitszeiten und Arbeitsorte bezeichnet, die häufig zu Unsicherheiten in der Tagesalarmbereitschaft führten. Dabei sind die Feuerwehrleute dabei v.a. für die Unterstützung der heimischen Betriebe und Industrie sehr dankbar, welche die hiesigen aktiven Ehrenamtlichen in der Regel ohne große Probleme für ihren Dienst am Nächsten freistellten. Aber auch der demographische Wandel und die abnehmende Bereitschaft, sich zu engagieren, können künftig zum Problem werden. Noch gestaltet sich die Personalsituation der Haigerer Feuerwehren so gut, dass auf längere Sicht keine Schließung oder Zusammenlegung von Feuerwehrstandorten aufgrund fehlender Einsatzkräfte droht. Doch eine Personalstärke von 12 Männern und Frauen ist für jede Stadtteilwehr das absolute Minimum, um eine Doppel-Besetzung für ein Einsatzfahrzeug sicherzustellen.
Dabei werden die ehrenamtlichen Kräfte in Haiger mittlerweile auch durch vier hauptamtliche unterstützt: Diesen fällt überwiegend die Wartung und Instandhaltung der Geräte und Fahrzeuge, aber auch die Bewältigung der zunehmenden Dokumentations- und sonstigen Verwaltungspflichten zu. Auch hier wünschen sich die Florianer eine Entlastung v.a. durch den Gesetzgeber.
Vor Ort werden die Feuerwehren in den nächsten Jahren aber auch mit teilweise veralteten Feuerwehrgerätehäusern ihre Probleme bekommen, welche die Vorschriften nicht mehr erfüllen. Allen voran die Stellplatzgrößen, die z.B. in Sechshelden und in Langenaubach für vorgesehene Fahrzeugneuanschaffungen voraussichtlich nicht mehr ausreichen werden.
Hier sagten die Nachwuchspolitiker der Jungen Union um ihren Vorsitzenden Patrick Mamok jede mögliche Unterstützung zu: „Wir danken den Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr für ihren wichtigen Einsatz am Nächsten. Sie alle verdienen unseren größten Respekt und unsere Anerkennung. Wir werden auf Landesebene die allgemeinen Probleme der Feuerwehr ansprechen und bei der Landesregierung auf schnelle Änderungen und Hilfen im Sinne unserer Feuerwehren drängen“, so Mamok, der als Mitglied im JU-Bundesvorstand auch dem JU-Landesvorstand angehört. „Was die Unterstützung vor Ort angeht, so werden auch wir als Kommunalpolitiker unseren Beitrag zur Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger leisten und unsere Feuerwehren auch künftig materiell nach besten Kräften ausstatten und wollen zu jeder Zeit ein würdiger Ansprechpartner sein.“

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